EISEN
Wie wichtig ist Eisen für unserem Körper
Allgemeine Beschreibung:
Eisen zählt zu den essentiellen Spurenelementen und liegt in einem gesunden erwachsenen Organismus in einer Gesamtmenge von 4 – 5 g vor.
Biochemische/physiologische Bedeutung:
Etwa 65 – 70% des Körpereisens werden als Bestandteil des Hämoglobins, des roten Blutfarbstoffes der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) gebraucht. Das Hämoglobin besteht, ähnlich wie das Chlorophyll, aus einem komplexen Porphyrinsystem , allerdings mit zweiwertigem Eisen anstelle von Magnesium als Zentralatom. Hämoglobin, das etwa 30% des Erythrozytenvolumens einnimmt, reguliert des Sauerstofftransport von der Lunge zu den Geweben und umgekehrt den Kohlendioxidtransport von den Geweben zur Lunge. Hämoglobin reguliert auch den Säuren/Basen Haushalt des Blutes (Pufferfunktion als Hämoglobinat Puffer).
Etwa 70 % des Gesamteisens liegen als sogenanntes Funktionseisen vor, also in Cytochromen, Flavoproteiden sowie Katalasen und Peroxidasen. Damit erfüllt Eisen auch wichtige Funktionen in der zellulären Energiegewinnung (Atmungskette), in der Regeneration lebenswichtiger zellschützender Enzymsysteme (z.B. Gluthation) sowie für die Neutralisation zellschädingender Radikale und Peroxide. Bei latendem Eisenmangel werden primär diese lebenswichtigen Enzyme mit Eisen versorgt und nicht etwa die Erythrozyten. Dies weist auf die wichtige Funktion des Eisens als Enzymbestandteil hin.
Etwa 15 – 20 % des Eisens sind als Depot Eisen (Ferritin) in Leber, Milz, Darmschleimhaut und Knochenmark gespeichert. 3 – 5 % des Eisens sind an Myoglobin, den roten Muskelfarbstoff, funktionell gebunden. Letztlich liegen noch etwa 0,1 % als Transport Eisen (Transferrin) vor. Transferrin spielt eine wesentliche Rolle in der unspezifischen Infektionsabwehr, da es die Aktivität von Monozyten und Makrophagen (Fresszellen) des Immunsystems) steuert.
Mangelerscheinungen und Anwendungsbeispiele:
Die bekannteste Eisenmangelerkrankung ist die mikrozytäre (d.h. durch kleine Erythrozyten gekennzeichnete) Eisenmangel Anämie. Diese Form des Eisenmangels muss durch den Arzt diagnostisch abgeklärt werden. Neben Eisen Defiziten kann nämlich auch ein Mangel an Cobalamin, Folsäure, Vitamin C, Pyridoxin oder Kupfer zu Anämien führen.
Weniger spektakulär, dafür aber häufig verbreitet, sind latente Formen des Eisenmangels. Diese äußern sich in unspezifischen Symptomen wie blasser Haut, schneller Ermüdbarkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen, Reizbarkeit und Wetterfühligkeit. Äußere Anzeichen eines latenten Eisenmangels sind raue Haut, brüchiges Haar, Rillen in den Fingernägeln, Gefühlsstörungen in Händen und Füßen, Mundwinkelragaden sowie Brennen auf Zunge, Mund und Rachenschleimhäuten.
1992 erregte eine finnische Studie kurzfristig Aufsehen. Man hatte die Ferritin Spiegel von annähernd 2000 Männern untersucht und festgestellt, dass Männer mit hohem Ferritin Spiegel (über 200 mcg/l) ein mehr als zweifach höheres Herzinfarkt Risiko aufwiesen. Diese Korrelation bestätigte sich vor allem bei jenen Männern, deren LDL Cholesterinspiegel über 193 mg/dl lagern. Die Schlussfolgerung der finnischen Forscher wurde später von verschiedenen Seiten relativiert und auch angezweifelt. Eine andere, auf den ersten Blick ähnliche These hatte bereits in den späteren 70er Jahren der Frankfurter Medizin Lothar Wendt aufgestellt. Er machte den erhöhten Hämatokrit Wert des Blutes verantwortlich für Arteriosklerose, Herzinfarkt, Apoplex, aber auch für Diabetes und rheumatische Erkrankungen. Der Hämatokrit gibt als Rechengröße an, wie viel Prozent die festen Blutbestandteile (Thrombozyten, Erythrozyten, Leukozyten) im Gesamtblut betragen. Das besondere an Wendt`s These war nicht die Erkenntnis, dass mit steigendem Hämatokrit das Blut auch dickflüssiger wird.
Das Provokante war viel mehr, dass nach Wendt bereits ein Hämatokrit Wert ab 42 % (und darüber hinaus progressiv ansteigend) das Infarkt Risiko erhöht, während nach allgemeiner Lehrmeinung und Praxis Hämatokrit Werte bis zu 50 % als „normal“ gelten. Wendt nannte diese Erkrankungen „Eiweißspeicherkrankheiten“ und wies in seinem Buch die Zusammenhänge zwischen Eiweiß Überforderung des Organismus und Arteriosklerose-, Infarkt- und Diabetes Risiko sehr schlüssig nach.
Überzeugender als die Schlussfolgerungen aus der Finnland Studie sind dagegen Untersuchungen, deren Ergebnisse darauf hinweisen, dass eine zu hohe Eisen Zufuhr im Stadium einer geschwächten Abwehrlage Krankheitsprogressionen bei AIDS oder Krebs beschleunigt. Generell muss im hoch komplexen Eisenstoffwechsel differenziert werden zwischen Fernitin-, Transferin- und Hämoglobin Parametern einerseits und der Wirkung von freiem, ungebundenem Eisen andererseits. Bevor jedoch diese Zusammenhänge nicht genauer abgeklärt sind, sollte die Therapie mit Eisenpräparaten während immunologischer Krisenperioden nur unter medizinischer Kontrolle durchgeführt werden.
Vorkommen:
Besonders hoch sind die Eisengehalte in pflanzlichen Lebensmitteln wie Vollkorngetreide, Gemüse, Kartoffeln und Soja enthalten, nennenswerte Eisenmengen (1-7 mg pro 100g). Auch Tierische Innereien wie Nieren und vor allem Leber sind hoch an Eisengehalt.
Tagesbedarf:
Der Tagesbedarf für männliche Jugendliche und Erwachsene beträgt etwa 12 mg, jener von Frauen im gebärfähigen Alter etwa 15 mg. In der Schwangerschaft, vor allem während des letzten Schwangerschaftsdrittels, erhöht sich der Bedarf auf 30 mg. Täglich. Einen erhöhten Eisenbedarf haben auch Blutspender, Stillende und Leistungssportler (aufgrund einer gesteigerten Erythrozyten Syntheserate).
Zu beachten ist, dass Phytate (in Vollkorngetreide, Reis und Soja), Oxalsäure (Spinat, Rhabarber), Tannine (Schwarztee, Kaffee), Antibiotika, säurebindeten Alginate (Puddingpulver, Instantsuppen, Speiseeis) die Eisenaufnahme durch Komplexbildung hemmen. So sind besonders Kinder, die sich wochenlang fast ausschließlich mit Eis, Süßigkeiten und Limonaden ernähren, der Gefahr einer Eisen- (und Zink-) Unterversorgung ausgesetzt. Auch bei mangelnder Salzsäureproduktion des Magens (Achylie älterer Personen) bzw. nach Magenresektionen ist die Eisenverwertung deutlich vermindert.
Vegetarier können der verminderten Verwertbarkeit pflanzlichen Eisens entgegenwirken, indem sie berücksichtigen, dass die gleichzeitige Zufuhr von Vitamin C die Eisenresorption deutlich verbessert. So kann die Eisenaufnahme, selbst unter Anwesenheit großer Menge von Phytat, durch zusätzliche Einnahme von 500 mg Vitamin C vervierfacht werden.
Bei bestimmten Eisenstoffwechselstörungen wie der Hämochromatose (Eisenspeicherkrankheit) darf Eisen nicht zusätzlich zugeführt werden, da es sonst zu Eisenablagerungen an verschiedenen Drüsen, an Leber und Milz kommt. Aber auch eine unkontrollierte jahrelange Zufuhr hochdosierter Eisenpräparate kann zu gefährlichen Eisenablagerungen (Siderosen) in der Leber führen.
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